Titelfoto: Craig Stennett – Die Künstlerin Annette Funke neben einem ihrer Werke
„Es sind unterschiedliche Frauenfiguren aus der Geschichte neu interpretiert“, beschreibt Annette Funke ihre Kunst. Ihre Ausstellung „Ikonen“ richtet den Blick auf ambivalente Figuren, die vieldeutig lesbar seien. Mutter, Kriegerin und Göttin lösen zwiespältige Gefühle aus und fordern auf, sich zu positionieren.
Viele Standpunkte seien möglich, die unterschiedliche Perspektiven aufzeigen, erklärt die gebürtige Thüringerin. Grund genug, um am Samstagabend mit der Künstlerin ins Gespräch zu kommen, wenn sie ihre Ausstellung in der Plauener Galerie Forum K eröffnet.
Die Kunst des Papierschnitts
„Seit meiner Kindheit schneide ich Papierbilder und erfreue mich an ihnen. Mir gefällt das Tradierte, Grafische und Objekthafte an ihnen. Die engen Grenzen des schwarzen Papierschnitts reizen mich besonders. Die Unwiederbringlichkeit einer herausgeschnittenen Form, die Verbindungen und die Möglichkeiten, Grauwerte und Räumlichkeit zu erzeugen, halten mich in Atem“, erzählt Funke.
„Ich sammle in meinem Archiv Texte, Zeichnungen und Fotos, die mich berühren und nachdenklich machen. Wenn sich eine Geschichte, ein Bild vor meinem inneren Auge abzeichnet, entsteht das unbedingte Verlangen, diese Idee in das Gegenüber von Etwas und Nichts, in Schwarz und Weiß zu übersetzen.“
Die Figuren als Suchende
Die Figuren in ihren Papierschnitten seien Suchende. Würdevoll in Szene gesetzt, um Haltung bemüht, möchten sie ihrer Rolle gerecht werden. Sie sind Frau, Mutter, Großmutter, Tochter, Enkelin, Schwester, Geliebte, Freundin und Gattin. Im Zwiespalt, zwischen Macht und Ohnmacht hin- und hergerissen, ringen sie mit ambivalenten Gefühlen und müssen Entscheidungen treffen.
Biografische Einflüsse
Annette Funke wurde 1974 in Leinefelde geboren und ist im Eichsfeld aufgewachsen. Die katholischen Wurzeln, die Kirchenfeste und Symbolik verbinde sie noch immer mit der Heimat. Sie hat Erzieherin gelernt und später Spiel- und Lernmitteldesign an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein studiert. Inzwischen arbeitet sie als Lehrerin und unterrichtet Kunst.
Die Wahl-Hallenserin hat unzählige Workshops geleitet, sich im KinderKunstForum engagiert und kann auf zahlreiche Ausstellungen zurückblicken. „Die Arbeit mit Kindern fand ich immer toll, denn man kann sie so gut über die Sinne erreichen“, sagt sie.
Kunst und Kochen vereint: Annette Funkes Kinderkochbuch
So war es auch kein Zufall, dass sie ein Kinderkochbuch mit dem Titel „Pinsel, Töpfe und Tomaten – Ein Kochbuch für junges Gemüse“ veröffentlicht hat. „Erst haben wir Gemüse gemalt, dann dieses geschnippelt und später noch mit Gemüsesaft gedruckt“, beschreibt sie die Verbindung zwischen Kunst und Kochen.
Filigrane Papierschnitte in der Plauener Ausstellung
Neben den Papierschnitten haben es der Künstlerin auch Collagen angetan. Doch in ihrer ersten Ausstellung im Vogtland stehen ihre filigranen Werke im Vordergrund. Eine schöne Verbindung zur Plauener Spitze, wie sie selbst betont.
Wer neugierig auf „Ikonen“ ist, sollte am Samstag ab 19:30 Uhr zur Vernissage kommen oder bis zum 8. November die Galerie an der Neundorfer Straße besuchen.
Nachgefragt bei…Annette Funke
Lieblingsessen: Rinderrouladen, weil die Heimat sind |
Lieblingsmusik: Nick Cave |
Lieblingswort: ambivalent |
Lieblingsort: Garten |
Lieblingsmoment: …wenn ich zufrieden bin mit dem was ich geschaffen habe und der Kopf frei ist |
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