Felix Räuber: Wie Heimat klingt – neue Musik, alte Wurzeln und das Erbe von Polarkreis 18

Titelfoto: Nino Valpiani
Was bedeutet Heimat – nicht in Worten, sondern in Klängen? Dieser tiefgehenden Frage widmet sich Felix Räuber, bekannt als ehemalige Stimme der Band Polarkreis 18, mit seinem Projekt, das weit über bloße Musik hinausgeht. Bereits 2018 begab sich der Dresdner Musiker, Komponist und Produzent auf eine Reise durch sein Heimatbundesland Sachsen. Von den Wäldern rund um Dresden über das Erzgebirge, das sorbische Siedlungsgebiet, Leipzig bis zur deutsch-polnischen Grenzregion wollte er hören, wie die Regionen eigentlich klingen.

Eine Expedition in Klangfarben: Von Waldgeräuschen bis zu Werkstattsounds

In enger Zusammenarbeit mit seinem Team erforschte Räuber die verschiedenen Kulturkreise Sachsens. Dabei interessierten ihn vor allem die einzigartigen akustischen Facetten: Melodien, Sprachen, Instrumente, Geräusche und Töne, die tief mit der Geschichte und Identität der Menschen verwurzelt sind. “Wie hört sich das an, worin und womit die Menschen beheimatet sind?“ fragte sich Räuber – und machte sich auf, um genau das zu entdecken. Dabei entstanden unzählige Klangaufnahmen wie das Rascheln der Bäume, aussterbende sorbische Wörter, Maschinen aus Werkstätten und alte Volkslieder.

Ausstellung und MDR-Premiere: Der Klang der Heimat wird sichtbar

Die gesammelten Töne und Geschichten fanden im Jahr 2023 erstmals eine Bühne. Im Museum für Sächsische Volkskunst in Dresden wurden sie einer dokumentarischen Installation ausgestellt. Dort wurden auch erste musikalische Fragmente präsentiert – ein Ausblick auf das, was noch kommt. Dann folgte der nächste Schritt. Zehn Kurzfilme, die im Rahmen des Projekts in verschiedenen Regionen Sachsens entstanden sind, wurden produziert. Fünf davon werden Ende Juli 2025 im MDR ausgestrahlt – ein Meilenstein, der diese Klänge einem breiteren Publikum zugänglich macht. (Sendetermine)

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Musik auf Tour: Heimat zum Hören und Fühlen

Doch Räuber geht noch weiter. Mit einem neuen Bühnenprogramm bringt er das Projekt auf die Bühne. Bei seinen Konzerten erleben die Menschen eine emotionale Klangreise, die sie mitten in die musikalische Identität des Ostens eintauchen lässt. Teil davon sind auch die noch nie veröffentlichten Gundermann-Titel, die nun erstmals live zu hören sein werden.

Von Polarkreis 18 bis Traumkonzerte: Räubers musikalische Evolution

Felix Räuber ist kein Unbekannter. Als Frontmann von Polarkreis 18 wurde er 2008 mit dem Song „Allein, allein“ berühmt. Der Titel wurde ein Chart-Hit, mehrfach mit Gold und Platin ausgezeichnet und für einen Echo nominiert. „Der Titel ist schon fest mit meiner Biografie verwoben und ich bin auch froh, dass es ihn gibt“, sagt Räuber rückblickend. Auch wenn die Mitglieder der Band heute eigene Wege gehen, kam es nie zu einer offiziellen Auflösung.

2018 wagte der Künstler den Schritt in die Eigenständigkeit und gründete sein eigenes Label in Berlin. Seither gestaltet er Musikprojekte mit Tiefgang – atmosphärisch, immersiv, emotional. Besonders spannend ist seine Idee der Traumkonzerte. Dabei liegt das Publikum auf Matten, Kissen oder Feldbetten, um die Musik in völliger Entspannung aufzunehmen. „Mit bis zu 1000 Menschen liegen und ein Konzert genießen – darauf muss man sich eben einlassen“, so Räuber.

Ein Brückenbauer mit Klang: Zwischen Tradition und Cinematic Pop

Musikalisch bleibt Felix Räuber experimentierfreudig. Er interpretiert Songs von Coldplay, schreibt eigene Cinematic Popsongs, lässt traditionelle Volkslieder wiederaufleben und verbindet so Vergangenheit und Gegenwart. Er ist überzeugt, dass Musik Brücken zu bauen kann. „Weil ich selbst weiß, wie das Leben auf und ab geht, glaube ich an die Kraft der Musik“, sagt er.

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Foto: N. Valpiani

Im Übrigen ist Folge 5 ” Wie klingt Zukunft” (Sendetermin Sa, 26. Juli 2025, 19.50 Uhr im MDR) im Vogtland gedreht. Räuber landet in der Heimat des ersten deutschen Raumfahrers Sigmund Jähn, entdeckt den Instrumentenbau im „Musikwinkel“ und trifft Menschen, ohne die es weniger Musik gäbe – stößt aber auch auf die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen? Als Protagonisten in dieser Folge stehen Ekkard und Ferdinand Seidl (Geigenbauer), Thomas Haller (Elektroakustische Manufaktur „Vermona“), Anika Mehlis (Analogastronautin) und Karlheinz Steinmüller (Futurologe) vor der Kamera.

Auch Konzerttermine gibt es rund um das Vogtland. Zwickau und Glauchau stehen bei “Wie klingt der Osten” auf dem Plan sowie ein Konzerte mit “Wie klingt Weihnachten” in Reichenbach.

Nachgefragt bei…Felix Räuber
Lieblingsessen: alles Vegetarische
Lieblingsmusik: wechselnde Phasen, Brit-Pop, Musik der 90er/2000er
Lieblingswort: budzsch (sächsisch für putzig)
Lieblingsort: Dresdner Hochland
Lieblingsmoment: …wenn ich nach der Arbeit in die Natur gehe
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