Eine Reflektion einer über 40-jährigen Karriere auf einem Doppelalbum – alle Details in der Albumrezension!
Man kann sich vorstellen, wie ein schwerer Ledereinband aufklappt, die Seiten leise rascheln und verblasste Fotografien zum Vorschein kommen – während daneben noch Raum für neue Erinnerungen bleibt. Genau dieses Gefühl vermittelt das neue Album von Eros Ramazzotti, das gleich mit dem ersten Hören die Atmosphäre eines musikalischen Lebensalbums erschafft. Der italienische Weltstar hat sein 16. Studioalbum veröffentlicht und lädt dazu ein, gemeinsam mit ihm durch Vergangenes zu blättern und gleichzeitig neue Kapitel aufzuschlagen.
Die zweisprachige Veröffentlichung auf italienisch und spanisch war eine bewusste Entscheidung. Deutsche Fans werden vermutlich die italienischen Texte bevorzugen, da bestimmte Song im Spanischen leicht sperrig wirken – aufgrund der zwar ähnlichen und doch abweichenden Wörter.
Ramazzotti hat für dieses Projekt zahlreiche prominente Sängerinnen und Sänger gewonnen. Mit Alicia Keys hat er eine neue Version von „L’Aurora“ aufgenommen und damit einem seiner bekanntesten Stücke eine andere Dimension verliehen. Zudem kommen weitere Features von Elisa, Jovanotti, Kany García, Lali, Carín León, Max Pezzali und Ultimo hinzu. Das schafft klanglich Tiefe, aber auch internationale Breite.
Ein besonderes Augenmerk verdienen zudem „Se bastasse una canzona“ mit Andrea Bocelli und „Quanto amore sei“ mit Giorga – Titel, die ihre Wirkung ungebrochen entfalten. Dabei fällt durchaus auf, das eine oder andere vielleicht lange nicht mehr gehört zu haben, was den nostalgischen Charakter des Albums zusätzlich verstärkt.
Durch die Themen wie Nostalgie, Liebe, Reflexion und Lebensreise – in Kombination mit den überarbeiteten Hits – entsteht das Gefühl, dass Eros Ramazzotti nicht nur auf seine Vergangenheit zurückblickt, sondern auch sein Jetzt und seine Zukunft verarbeitet.
Die Produktion wirkt sehr sorgfältig. Moderner Pop-Sound trifft auf die klassische Ramazzotti-Ästhetik. Seine Stimme ist hörbar gereift, aber nach wie vor sehr präsent und charakteristisch. Gleichzeitig schaffen Arrangements und Mix eine Klarheit, die die Wirkung der Songs verstärkt.
Fazit:
Für Fans, die ausschließlich neue Songs wollen, könnten die neu arrangierten Hits vielleicht zu viel „Rückblick“ bedeuten. Manche Duette wirken eher sanft poliert als radikal neu – aber das ist vermutlich Teil des Konzepts. Trotzdem zeigt das Werk, warum Eros Ramazzotti zu den wichtigsten Stimmen der italienischen Musik zählt und noch lange gehört werden muss – weil es sowohl Lautsprecher, als auch Herzen füllt.
Der Vogtlandstreicher verleiht 5 von 5 Streichern
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