Ein Tor zu fantastischen Welten: “Lumpengesindel und Schattenzwerge“ im Schloss Klippenstein

Titelfoto: Henrik Schrat und Martin Mannig bei der Ausstellungseröffnung
“Es war einmal ein Märchen, das hatte viele Geschwister. Sie zogen vergnügt durch die Welt, immer von Mund zu Mund, bis sie von zwei Brüdern eingefangen und zwischen enge Buchdeckel geklemmt wurden”, schreibt eine Ausstellungs-Besucherin und stolze Besitzerin von Grimmschrat Büchern ist.

Märchen, Brüder, Buchdeckel – nun eher lege man den Fokus auf das dazwischen. Die Illustrationen, die verschiedenste Figuren zwischen städtischem Rathaus und Zauberwald ihr Unwesen treiben lassen. Einen kleinen Eindruck davon, gibt es aktuell in einer Ausstellung zu sehen.

Das Museum Schloss Klippenstein in Radeberg öffnet seine Tore und lädt bis zum 23. März 2025 ein in eine Welt voller Geheimnisse, Magie und Fantasie. Die Ausstellung „Lumpengesindel und Schattenzwerge“ lässt die Besucher in ein märchenhaftes Universum eintauchen, das die Grenzen zwischen Realität und Fiktion auf faszinierende Weise verschwimmen lässt.

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Grimmige Gestalten und moderne Verortungen

Die Ausstellung wird von den opulenten, schwarz-weißen Illustrationen des Künstlers Henrik Schrat geprägt. Schrat hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Originaltexte der Grimmschen Märchen in die Gegenwart zu holen. Der Teufel findet sich in seinen Werken im legendären Berghain wieder, das Hexenhaus thront am Kanzleramt, Pferde verwandeln sich in Autos, und Udo Lindenberg wird Teil der Stadtmusikanten. Schrats Arbeiten verleihen diesen Klassikern einen modernen, zeitkritischen und gleichzeitig mystischen Anstrich.

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Henrik Schrats Esel der “Bremer Stadtmusikanten”

Henrik Schrat wurde 1968 im thüringischen Greiz geboren. Er absolvierte von 1991 bis 1998 das Studium Malerei und Bühnenbild an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Von 2000 bis 2002 studierte er an der Slade School of Fine Art in London und schloss dort mit dem Master of Arts ab. 2011 hat er an der Business School, Abteilung Management, der University of Essex mit einer Arbeit zu den Möglichkeiten des Comics im organisatorischen Kontext promoviert. Nach verschiedenen anderen Lehraufträgen lehrt
der Künstler seit 2019 als Gastprofessor an der Hunan City University, China. Schrat lebt in Berlin.

Rätselhafte Figuren von Martin Mannig

Der Künstler Martin Mannig ergänzt die Ausstellung mit seinen farbenfrohen und doch auch gleichzeitig düsteren Bildern. Seine Werke zeigen Gartenzwerge, Hexen und Wichtelmänner, die aus ihrer gewohnten Märchenwelt gerissen und in neuen Kontexten inszeniert wurden. Manche Figuren wirken, als wären sie in frankensteinscher Manier neu zusammengesetzt, andere scheinen die Geschichten, die sie einst bevölkerten, zu hinterfragen oder gar umzukehren.

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Ein Wurzelwichtlein von Martin Mannig

Martin Mannig wurde 1974 im sächsischen Freiberg geboren. Nach einer Tischlerlehre und einer intensiven Graffiti-Zeit in den 90er Jahren absolvierte der Künstler von 1999 bis 2004 ein Studium der Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Von 2004 bis 2006 folgte ebenda das Meisterschülerstudium bei Prof. Ralf Kerbach. Bereits 2004 wurde Mannig mit dem Caspar-David-Friedrich-Preis geehrt, 2008 wurde der Künstler für den Otto-Dix-Preis nominiert. Mehrere Arbeitsaufenthalte führten ihn nach Tokio. Für das Theater Junge Generation in Dresden entwickelte er
Kostüme, Objekte und Bühnenbilder für zwei Projekte. Seit 2020 lehrt der Künstler als Jahreskurs- und Workshopleiter an der Jugendkunstschule Dresden, in der Stadt, in der er auch lebt.

Einblicke in Schrats und Mannigs Welt

Das Museum zeigt also 15 Illustrationen Schrats aus dem Märchen „Tischlein deck dich“ sowie weitere Zeichnungen zu mehr als einem Dutzend weiteren Märchen. Drei großformatige Druckfahnen und Installationen ergänzen die Präsentation.

Elf mittlere und großformatige Malereien sowie 26 Zeichnungen sind von Mannig zu sehen. Dieser ist gerade noch über die Ausstellung hinaus aktiv und eröffnet am 17. Januar zwei weitere Ausstellungen in Dresden, darunter „Auf einem Baum ein Kuckuck“ in der Galerie Gebrüder Lehmann (Gebr. Lehmann) und „Simsalabim Bamba“ im Museum für Sächsische Volkskunst.

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Ein Besuch im märchenhaften Schloss

Die Ausstellung im Museum Schloss Klippenstein wird außerdem ergänzt von Scherenschnitten des Heimatkünstlers Curt Voigt (1889-1961) sowie acht Märchenbüchern der Brüder Grimm, die von unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern illustriert sind.

Geöffnet ist die Ausstellung von Dienstag bis Sonntag, jeweils von 10 bis 17 Uhr.

Mehr Informationen zum Schloss Klippstein HIER.

Mehr über die Bücherreihe von “Grimmschrat” Henrik Schrat vom Vogtlandstreicher HIER.

Stephanie Rössel
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