Titelfoto: J. Steinmetz
Zu gewinnen gibt es heute eine limitierte blaue “Blueprint” Vinyl der Rainbirds!
Im Jahr ihres großen Jubiläums kehren die Rainbirds in erweiterter Originalbesetzung zurück auf die Bühne – ein Moment, der sich anfühlt wie das Öffnen eines alten, kostbaren Fotoalbums, in dem plötzlich jede Seite neu schimmert.
Im Jahr 1986 gründete Katharina Franck in Berlin die Band. Schon kurz darauf sollte ein einzelner Song den Weg der Formation für immer prägen: Blueprint (1987/1988) schaffte den europaweiten Durchbruch und machte die Gruppe weit über die Berliner Szene hinaus bekannt. Die Musikerin wandelte in den vergangenen Jahren mehr auf Solopfaden.
Zum 40-jährigen Bandjubiläum kehren die Rainbirds in (erweiterter) Originalbesetzung auf die Bühne zurück. Neben den Gründungsmitgliedern Katharina Franck und Bassist Michael Beckmann sowie der Pianistin und Komponistin Ulrike Haage stehen der E-Gitarrist Werner Neumann und der Schlagzeuger Dominique “Gaga” Ehlert mit auf der Bühne. Für die Jubiläums-Konzertreihe, die sieben Alben – vom gefeierten Debüt „Rainbirds“ bis zum 2014 erschienenen „Yonder“ – in den Mittelpunkt rückt, geben sich zudem Rodrigo González (Die Ärzte) und Gründungsmitglied Wolfgang Glum als Gäste die Ehre.
Mehr erzählt Katharina Franck im Interview:
Blueprint war ein großer Erfolg, erinnerst du dich an die Entstehung?
Ja, ich wohnte in einer sehr kleinen Einzimmerwohnung in Berlin, Kreuzberg 61, zum ersten Mal keine WG, meine Matratze lag auf dem Boden. Darauf habe ich die Strophen und den Refrain und natürlich den Text von Blueprint geschrieben. Wir hatten damals einen Probenraum im selben Viertel. Ich bin beschwingt zu Fuß dorthin und habe das, was ich mir ausgedacht hatte, der Band vorgespielt. Wir haben den Song dann gemeinsam arrangiert. Das muss schon 1987 gewesen sein, denn der Song ist erst kurz bevor wir das Debütalbum aufgenommen haben entstanden.
Wie viele Versionen dieses Songs gibt es denn inzwischen?
Live-Versionen von uns gibt es etliche. Veröffentlicht wurden bisher zwei. Dazu noch eine Studiofassung von 2014, und 2010 wurde eine Soloversion von mir veröffentlicht. Wie viele (offizielle) Coverversionen es aktuell gibt, weiß ich nicht. Ich kenne eine von PR Kantate, von einer Band namens Miles, von Big Fat Shakin’, von Jet Rider und von Gestört aber Geil.
Was bedeutet dir Sprache in der Musik , ist sie eher Klang oder Bedeutung?
Beides. Es gehören natürlich auch reine Laute zur Musik, die durch freies Improvisieren, einfach aus Begeisterung, zu viel Gefühl oder aus Trauer und Zorn entstehen. Aber Text muss nicht nur irgendwie verfangen, er muss auch gut klingen und rhythmisch sitzen und eine Geschichte erzählen, egal, wie minimalistisch oder ausufernd dargestellt.
Wie hat sich das Musikmachen in Deutschland seit den 80ern verändert, künstlerisch, gesellschaftlich?
Oh, das kann ich nicht so pauschal beantworten. Es gibt so viele Arten und Weisen, sich musikalisch-künstlerisch auszudrücken, und es gibt so viele Wege „nach Rom“. Die Möglichkeiten, sich selbst zu verwirklichen und zu vermarkten, sind allerdings deutlich mehr geworden. Politisch war gute Musik auch immer. Im Pop sind dann in den letzten Jahren auch Themen artikuliert worden wie Feminismus, Sexismuss, Body Positivity, Queerness. Da aber Musik zu hören, abzurufen und sogar zu besitzen, mit oder ohne Text, für die meisten Konsumenten etwas Selbstverständliches geworden ist, so wie der Strom, der aus der Steckdose kommt, oder das saubere Wasser aus dem Hahn, arbeiten die meisten Musikerinnen, Musiker, Künstlerinnen und Künstler aller Art unter prekären Bedingungen. Und irgendwie arbeiten wir alle, ob wir es wollen oder nicht, für die großen Tech-Konzerne, die sich einen Scheiß um ihre „Content-Creator“ kümmern.
Du bist in Düsseldorf geboren, hast aber eine Zeit in Portugal und Brasilien verbracht. Wie prägt diese internationale Lebensgeschichte die Musik?
Von A–Z. Wären meine Eltern in Düsseldorf geblieben, hätten sie ein ganz anderes Leben gelebt, und ich mit ihnen. Portugal war 1968 ein völlig anderes Land, als wie man es heute erlebt. Ziemlich verstaubt, rückschrittlich, eine sogenannte „gemäßigte Diktatur“. Mein Vater hat viele unserer Voraussetzungen geändert, als er beschlossen hat, mit uns nach Portugal auszuwandern. Ich bin zweisprachig aufgewachsen, und da meine Eltern neugierig waren und sich nicht ausschließlich in der sogenannten „Deutschen Kolonie“ aufgehalten haben, habe ich von Anfang an einen Draht zu Land und Leuten entwickeln können. Unsere Zeit in Brasilien war aus heutigem Zeitempfinden eher eine Stippvisite. Zwei Jahre waren wir da, aber sie waren prägend, ich habe dort meine Liebe zum Musikmachen entdeckt, und die hat mich nie wieder losgelassen.
Wie siehst du die Zukunft von Singer-Songwritern in Zeiten von KI und Streaming?
Die Gegenwart ist schon nicht rosig. Aber ich denke, gerade die sogenannten „Performing Arts“, also alles, was tatsächlich live dargeboten wird – egal ob auf der Straße, in der U-Bahn, in den Clubs oder am Theater –, berührt tatsächlich und gibt uns etwas, was die Konserve nicht kann, ganz egal, wie sie hergestellt wurde. Es soll ja auch Menschen geben, die ohne Smartphone und Social Media etc. glücklich leben und arbeiten. Ich kann mir gut vorstellen, eines Tages wieder zu diesen Leuten zu gehören.
Die Tour 2026 mit Rainbirds trägt den Titel „Through The Web Of Time – 40 Jahre“. Was bedeutet dieses Jubiläum für dich persönlich?
„40 Jahre, eine Stimme.“ Ja. Ob ich es wollte oder nicht, ich war immer „die von den Rainbirds“. Und meine Idee ist es, zur Feier der gesamten Rainbirds-Geschichte anzutreten. Wir haben das, egal in welcher Besetzung, nie so richtig gekonnt. Uns selbst zu würdigen und auch glücklich zu schätzen. Wir waren damals schon eine herausragend gute Band, haben es selber aber gar nicht gefühlt. Jetzt fühle mich jetzt freier denn je, und ich finde es toll, dass es Leute gibt, die so viele gute Erinnerungen an diese Band und ihre Musik knüpfen können.
Du hast gesagt, das werden die besten Rainbirds ever nächstes Jahr – warum?
Es müssen die besten Rainbirds werden, die es je gab. Es gibt sonst wirklich keinen Grund, das alles zu machen. Und so viel sind wir unserem Publikum schuldig: Es muss sie mindestens umhauen.
Wie wurde die Song-Auswahl für die Tour getroffen – alte Klassiker, seltene Stücke, neue Arrangements?
Wir werden, neben den Hits ,auch Songs von den weniger beachteten Alben spielen. Rainbirds bestanden ja die längste Zeit aus dem Songwriter-Duo Haage/Franck. Hätte Ulrike keine Zeit oder keine Lust gehabt mitzumachen, gäbe es diese Jubiläumstour vermutlich nicht. Und wenn ich nicht Werner Neumann und Dominique „Gaga“ Ehlert hätte engagieren können, auch nicht. Von der sogenannten Originalbesetzung 1986–1989 hat sich einzig der Bassist Beckmann bereit erklärt, auch Songs aus dem späteren Repertoire zu spielen. Das ist ihm hoch anzurechnen.

Wie sieht ein „normaler“ Tour-Tag aus, von Soundcheck bis zur Show danach?
Manchmal hat man lange Fahrten zu den Auftrittsorten. Dort beginnt in der Regel so ein Aufbau gegen 15 Uhr, für die Crew manchmal auch schon gegen 13 Uhr, falls es eine größere Produktion ist. Ab 16 Uhr ist oft der Soundcheck geplant. Von 18 bis 20 Uhr habe ich dann Zeit zu essen, mich einzusingen, zu schminken, umzuziehen und aufgeregt zu werden. Wenn die Zeit knapper bemessen ist, weil noch Pressearbeit gemacht werden muss oder wir zum Essen irgendwohin fahren müssen, klemme ich mir das. Empfehlenswert ist das nicht. Es steht immer zu viel Süßkram rum.
Welche Rituale oder Gewohnheiten gibt es vor einem Konzert?
Meistens sitzen die männlichen Wesen zusammen und labern, erzählen sich Geschichten, albern rum. Ich bin dann in der Garderobe. siehe oben: einsingen, umziehen, schminken. Ich lasse die Tür auf, höre zu und lache mit, damit ich nicht von einem ganz anderen Planeten auf die Bühne trete, als meine Kollegen. Kurz vor dem Auftritt, hinter der Bühne, lausche ich den Geräuschen, die aus dem Publikum kommen. Wenn es eine Ansage gibt, höre ich der zu und bin so aufmerksam und präsent wie möglich, ohne mich von störenden Dingen ablenken zu lassen. Eine gute Mischung aus: Ich bin noch ganz bei mir und schon ganz beim Publikum.
Wenn du auf die vergangenen 40 Jahre blickst: Was würdest du deinem jüngeren “Ich” mit auf den Weg geben?
Ich kann sagen: „Du hast immer alles so gut gemacht, wie es eben ging. Du kannst es jetzt besser, weil du dir bewusst bist und nicht zulässt, dass man dich klein macht. Bleib dabei!“
Nachgefragt bei…Katharina Franck
| Lieblingsessen: Indisch |
| Lieblingsmusik: Vokalmusik |
| Lieblingswort: Mund |
| Lieblingsort: drinnen uns draußen |
| Lieblingsmoment: Jetzt |
Adventskalender-Verlosung:

Der Vogtlandstreicher.de verlost eine von allen Bandmitgliedern signierte Blueprint-Vinyl der Rainbirds. Teilnahmeberechtigt sind Personen ab 18 Jahren. Das Gewinnspiel läuft vom 13. Dezember 2025 bis zum 15. Dezember 2025 um 0 Uhr. Die Teilnahme erfolgt per E-Mail mit Angabe von Name und Wohnort an stephanie@vogtlandstreicher.de mit dem Betreff „Rainbirds“. Unter allen Einsendungen wird ausgelost und die Gewinner werden bis spätestens 16. Dezember per E-Mail informiert. Die Teilnahmedaten werden nur für die Dauer des Gewinnspiels gespeichert und anschließend gelöscht. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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