Wenn im Zuschauerraum das Licht erlischt, beginnt eine Reise in die Welt einer Frau, die gelernt hat, sich mit scharfem Verstand und unerschütterlichem Ehrgeiz durchzusetzen. „Prima Facie“ im Theater Plauen-Zwickau schleudert das Publikum mitten hinein in die Realität einer Strafverteidigerin, die an Gerichten brilliert – und doch an den Rändern ihrer eigenen Gewissheiten ins Straucheln gerät. Die Bühne wird zum Gerichtssaal, zum inneren Monolog, zum Kampfplatz zwischen Recht und Gerechtigkeit.
Wie Tessa zur Meisterin der juristischen Schärfe wurde
Tessa stammt aus einfachen Verhältnissen, doch sie setzt früh alles daran, nach oben zu kommen. Ihr Weg führt sie aus einer Arbeiterfamilie an eine der renommiertesten Universitäten des Landes. Dort überzeugt sie im Jurastudium mit herausragenden Leistungen, bevor sie in einer Kanzlei weiter aufsteigt. Die Strafverteidigerin ist überzeugt, „dass sie brillanter ist als die meisten anderen“ – eine Feststellung, die durch ihren beruflichen Erfolg immer wieder bestätigt wird.
Mit stoischem Ehrgeiz, einem analytischen Verstand und einer „strategischen Kühle“ gewinnt sie Prozess um Prozess. Ihre Mandanten sind nahezu ausschließlich Männer, denen sexueller Übergriff vorgeworfen wird – Fälle, die auf den ersten Blick simpel erscheinen: Täter und Opfer klar verteilt. Doch dass diese eindeutige Lage brüchig ist, beweist Tessa immer wieder.
Wenn vermeintliche Wahrheit kippt: Tessas juristisches Spiel mit Wahrnehmung
Im Verhör dringt Tessa so eindrücklich auf den Grund, dass selbst gefestigte Aussagen ins Wanken geraten. Ihr juristischer Instinkt wird zum Werkzeug, das Beschuldigte aus einer vermeintlich sicheren Verurteilung in die Freiheit führt. Doch dieses System aus Rationalität und Überlegenheit bekommt plötzlich Risse.
Denn ausgerechnet der Kollege Julian überschreitet eine Grenze. Tessa erlebt am eigenen Körper, dass Machtverhältnisse sich im Privaten anders anfühlen als in einem Gerichtssaal. Der folgende Morgen bringt sie an den Rand ihrer Gewissheiten: War es wirklich ein Übergriff? Hat sie Signale falsch gesendet? Oder versucht sie, die Situation kleinzureden, weil sie nicht ins eigene Weltbild passt?
Premiere in Plauen und intensives Nachgespräch
In Plauen wurde „Prima Facie“ am vergangenen Samstag erstmals gezeigt – mit Kristin Heil in der Rolle der Tessa. Die Regie übernahm Generalintendant Dirk Löschner.
Am Samstag, dem 6. Dezember, findet im Anschluss an die Vorstellung um 19.30 Uhr auf der Kleinen Bühne ein Nachgespräch statt. Mit dabei sind Cathrin Schauer-Kelpin vom Karo e. V. sowie der Strafverteidiger Herbert Posner. Moderiert wird das Gespräch vom stückbegleitenden Dramaturgen Kornelius Luther. Mehr Infos HIER.

Redaktion
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