Titelfoto: Capelight Pictures, Koch
Ein Plan – fast zu gut, um wahr zu sein. Sofort in der ersten Szene des südkoreanischen Films “Parasite” taucht man sowohl in die Welt der Hauptcharaktere als auch in ihre Lebensart ein. In das Leben in einem Keller, in dem das Anzapfen des WLan der Nachbarn und die „kostenlose“ Wanzenentfernung in der durchseuchten Kellerwohnung durch die städtisch verordnete Desinfektionsdusche der Straßen zum täglichen Leben zu gehören scheinen.
Ein unerwarteter Wendepunkt für die Familie Kim
Als sich mittels anständiger Jobs plötzlich die Chance auf ein besseres Leben bietet, zögert die Familie Kim nicht. Allerdings ist die Idee hinter dieser Lebensverbesserung gleichermaßen brillant wie auch riskant. Zunächst scheint es so, als würde alles reibungslos funktionieren, doch dann kommt der Familie etwas Ungeahntes dazwischen, mit dem niemand rechnen konnte.
Die Darstellung von Gesellschaftsschichten
Ohne es direkt auszusprechen, schafft der Film es, die Kluft zwischen den verschiedenen Leben, den verschiedenen Gesellschaftsschichten darzustellen. Mittels Kleidung, Gewohnheiten, Essen oder Geruch.
Die Performance der vier Hauptdarsteller (Choi Woo-Shik, Park So-Dam, Song Kang-ho und Jang Hye-Jin) ist überzeugend und lässt vergessen, dass sie in Wirklichkeit nicht Ki-Woo, Ki-Jung, Ki-Taek und Chung-Sook sind. Jede Figur ist weder gut noch böse und bringt den Zuschauer mit all ihrem Tun jedes Mal aufs neue dazu, Handlungen und Absichten zu hinterfragen.
Fazit:
Schlussendlich ist es eine lange Reihe von getroffenen Entscheidungen, die zum Endergebnis führen. Hätte nur eine Person anders gehandelt, wäre alles vermutlich ganz anders gekommen. Der Film ist ein Paradebeispiel für den Spruch: „Hätte, hätte Fahrradkette“
Die ungewöhnliche Storyline und ihre Umsetzung, die Darstellung der Figuren, die Kameraarbeit und das Bühnenbild machen den Film einzigartig. Er regt zum Nachdenken über unsere Leben in unserer Gesellschaft an.
Am Ende steht die Frage: Wer ist der eigentliche Parasit? Die Armen, die versuchen, etwas von dem Wohlstand der Wohlhabenden abzubekommen, oder die Reichen, die verschwenderisch leben und die Armen aussaugen?
Ein Genre-Hybrid aus Drama, Farce und Parabel, das über die koreanischen Verhältnisse hinaus auf eine fundamentale Kritik des westlichen Lebens-, Arbeits- und Konsummodells zielt.
Der Vogtlandstreicher verleiht 4 von 5 Punkten.


Altersfreigabe: 16
Erscheinungsdatum: 2020
Genre: Thriller/Drama/Satire
Der Sohn einer armen Familie ergaunert sich den Job eines Privatlehrers bei einer neureichen Familie und bringt nach und nach seine Angehörigen in dem lichten Haus über der Stadt Seoul unter. Allerdings entpuppt sich der Gegensatz von Arm und Reich, Oben und Unten, Wirt und Parasit im Laufe der Handlung als mehrdeutig, bis ein sintflutartiger Wolkenschauer die Statik der Verhältnisse gänzlich zum Einsturz bringt. Die stylische Gesellschaftsgroteske schraubt sich in immer absurdere Höhen, handelt im Kern aber von einer Gesellschaft, in der Gier und Maßlosigkeit das Verhalten bestimmen.
- Regie & Drehbuch: Bong Joon-ho/ Bong Joon-ho, Han Jin-won
- Produktion: Barunson E&A/CJ Ent./Frontier Works Comic
Die Original-Trailer zum Film HIER.
Lotte Mechsner
Die 17-Jährige liebt Filme, besonders in der Originalsprache, und hat immer einen kritischen Blick auf Details. Sie mag Theater und hat schon Erfahrung bei der GehörGang gesammelt.