Wolf: Konflikten zwischen Artenschutz sowie Landwirtschaft und der Einsatz von Gummigeschossen

Deutschland hat den Erhaltungszustand des Wolfs erstmals in großen Teilen des Landes als „günstig“ eingestuft. Für Umweltschützer ist das ein Erfolg, doch Weidetierhalter und Landwirte schlagen Alarm. Sie sehen ihre Tiere durch den wachsenden Wolf in Deutschland gefährdet und kritisieren die Politik scharf.

Das Bundesumweltministerium (BMUV) hat 2025 seinen Bericht zur FFH-Richtlinie an die EU-Kommission übermittelt. Laut dem Ministerium zeigen aktuelle Daten, dass die Wolfspopulation stabil wächst und sich über fast alle Bundesländer ausgebreitet hat.

Zeitgleich änderte die Europäische Union den Schutzstatus des Wolfs: Er ist nun nicht mehr „streng geschützt“, sondern nur noch „geschützt“. Das soll den Mitgliedstaaten mehr Handlungsspielraum geben.

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Landwirtschaftsverbände sehen darin zwar eine Chance, fordern aber, dass die Realität vor Ort stärker berücksichtigt wird. „Der Wolf ist in vielen Regionen kein gefährdeter, sondern ein dominanter Beutegreifer geworden“, so die Arbeitsgemeinschaft Herdenschutz. Für viele Weidetierhalter sei das tägliche Routine: Angst um ihre Tiere, hohe Kosten und komplizierte Förderanträge.

Naturschutzverbände mahnen zur Vorsicht

Naturschutzorganisationen wie WWF und NABU begrüßen die positive Bewertung grundsätzlich, warnen aber vor zu schnellen Schlüssen. „Ein günstiger Erhaltungszustand bedeutet nicht, dass der Schutz des Wolfs überflüssig geworden ist“, erklärt der WWF.

Die Verbände befürchten, dass durch die Herabstufung des Schutzstatus mehr Abschüsse erlaubt werden könnten. Stattdessen fordern sie bessere Herdenschutzmaßnahmen, finanzielle Unterstützung für Tierhalter und den Schutz von Lebensräumen.

Politik zwischen Brüssel und Berlin unter Druck

Auch politisch sorgt das Thema für Spannung. Während das BMUV betont, wissenschaftlich korrekt gearbeitet zu haben, werfen Länder und Bauernverbände dem Bund vor, die Zahlen geschönt zu haben.

Mehrere Bundesländer wie Niedersachsen und Sachsen fordern klare Regeln, um schneller auf Problemwölfe reagieren zu können. Gleichzeitig prüft die EU-Kommission, wie nationale Regelungen flexibler umgesetzt werden können.

Jäger beschäftigt noch eine ganz andere Thematik. Grundsätzlich gibt es Wildarten, für die Jäger bzw. Jagdpächter schadenersatzpflichtig sind. Das betrifft den Schaden der durch diese Tiere entsteht. Es ist also durchaus denkbar, dass der Wolf dann zu dieser Art erhoben wir – das wäre dann der gleiche Jäger, der heute noch davor warnt, welche Schäden entstehen können und sogar angefeindet wird für die Frage diesen überhaupt zu jagen.

In ein paar Jahren könnten eben dann genau jene dafür verantwortlich sein das alles abzuwenden oder fallen am Ende gar noch in die Ersatzpflicht Schäfern oder Rinderzüchtern gegenüber. Die Thematik sei anderswo in Europa schon mehrfach diskutiert und im Norden so gelöst, dass der Staat einen Fond gegründet hat, mit der die Schäden von den Eigentümern abgegolten werden.

Südthüringen genehmigt Gummigeschosse zur Abwehr

In Thüringen erlaubt eine Ausnahmegenehmigung den Einsatz von Gummigeschossen um Wölfe zu vergrämen, die ihre Scheu vor Menschen verloren haben. Forstmitarbeiter dürfen die Tiere nun aus kurzer Distanz beschießen, um sie abzuschrecken – nicht zu verletzen. Es geht um ein Rudel bei nahe Neustadt am Rennsteig, im Bereich der Forstämter Frauenwald und Neuhaus. Mitte September 2025 sollen sich mehrere Wölfe Menschen auf weniger als 30 Meter genähert haben. Zwei Ereignisse wurden vom Kompetenzzentrum Wolf, Biber, Luchs (KWBL) des Thüringer Umweltministeriums dokumentiert. Die Maßnahme ist bis Ende 2025 befristet.

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