Deutsch-Deutsche Filmtage „Von der Teilung zur Einheit“ – das Programm in der Übersicht

Vom 15. bis 20. November 2024 finden die von den Partnerstädten Plauen und Hof organisierten 14. Deutsch-Deutschen Filmtage im Capitol Kino Plauen und im Central Kino Hof statt – in Plauen in diesem Jahr einen Tag länger. Erneut wurden für insgesamt neun Veranstaltungen interessante Themen aufgegriffen. Dank regionaler, landes- und bundesweiter Unterstützung kann ein qualitativ hochwertiges Programm wieder angeboten werden.

Namhafte und interessante Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner haben ihr Kommen bereits zugesagt, nehmen im Anschluss an die Filmpräsentationen an den Gesprächsrunden teil und stehen auch den Besuchern für Fragen zur Verfügung. Alle Veranstaltungen im Rahmen der Filmtage können bei freiem Eintritt besucht werden. Es besteht kein Anspruch auf einen Sitzplatz. Schulklassen und Gruppen wird empfohlen, sich verbindlich anzumelden.

DAS TOR ZUM WESTEN – DIE SACHSEN EROBERN HOF (30 Minuten), DOKUMENTARFILM (2009)

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Regie: Sven Böttger / Produktion: MDR

Im Herbst 1989 war Hof das Ziel Hunderttausender DDR-Bürger. Zwischen Plauen und Görlitz machten sich im November und Dezember täglich Menschen auf den Weg, die nach dem Fall der Mauer einfach mal rüber wollten in den Westen. »Nie in meinem Leben werde ich den freundlichen Empfang in Hof vergessen.«, sagt Markus Rindt, heute Intendant der Dresdner Sinfoniker. »Es waren unglaubliche Szenen. Bei klirrender Kälte standen die Besucher schon ab Mitternacht vor der Stadtkasse und wollten ihr Begrüßungsgeld, die 100 Deutsche Mark pro Person, abholen.« Dieter Döhla, Oberbürgermeister der Stadt Hof a.D.: »Hof hat unglaubliche Monate erlebt. Keiner von uns hat auf die Uhr geschaut, jeder hat angepackt, wir wollten den DDR-Bürgern einfach einen schönen Empfang bereiten.« Die Reportage beschreibt den Ausnahmezustand aus dem Blickwinkel der Hofer Bürgerinnen und Bürger, erinnert an die »Trabi-Kolonnen«, Notunterkünfte und leergefegten Regale in Kaufhäusern und Geschäften einer völlig überfüllten Grenzstadt.

Hof, Freitag, 15.November, 15 Uhr: Eröffnung / Plauen, Freitag, 15.November, 19.30 Uhr Eröffnung

Dr. Günther Beckstein (Ministerpräsident a.D. des Freistaates Bayern), Dr. Georg Freiherr von Waldenfels (Staatsminister a.D. des Freistaates Bayern), Sven Böttger (Regisseur), Werner Mergner (ehemaliger Redaktionsdirektor der Frankenpost), Achim Hager (Rotary Club Hof), Prof. Dr. Lutz Neumann (Rotary Club Plauen)

DER LETZTE DIPLOMAT – MARKUS MECKEL UND DIE DDR (50 Minuten), DOKUMENTARFILM (2017)

Regie: Anne Morgan / Produktion: Spiegel TV GmbH

Als Pfarrer und Oppositioneller mischte Markus Meckel in der DDR-Friedensbewegung aktiv mit. Die Folge: Abiturverbot durch den Staat, dann unangepasster Pfarrer und jahrelang im Visier der Stasi. Trotzdem wollte Markus Meckel seine ostdeutsche Heimat niemals verlassen. Stattdessen trat er an, das System von innen zu reformieren. Im Oktober 1989 gründete er die SDP, die bei der ersten und letzten freien Volkskammerwahl in der DDR antrat. Meckel nahm für seine Partei an den Gesprächen des Runden Tisches teil. Außerdem leitete er als letzter Außenminister der DDR 1990 die ostdeutsche Verhandlungsdelegation bei den Zwei-plus-Vier-Gesprächen, in denen mit den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges die Bedingungen der Wiedervereinigung Deutschlands ausgehandelt wurden.

Im Bundestag machte sich der profilierte Außenpolitiker zudem für die Gründung der Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der SED-Diktatur stark. In der von ihm ins Leben gerufenen Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur ist er bis heute aktiv.

Hof, Samstag, 16. November 11 Uhr / Plauen, Samstag, 16. November, 17 Uhr

Markus Meckel (Theologe, Außenminister der DDR a.D., Ratsvorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur) in Hof: Dr. Ludwig Unger (Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit) in Plauen: Dr. Roland Löffler (Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung)

KONTROVERS – DIE STORY: WM 1974 – FLUCHT AUS DER DDR (30 Minuten), DOKUMENTARFILM (2024)

Regie: Christian Stücken / Produktion: BR

Als die BRD ins WM-Finale 1974 einzieht, wollen drei Männer aus der DDR fliehen – Bernd Herzog, Thomas von Fritsch, Thomas Röthig. Sie hoffen, dass während des Spiels die Grenzbeamten abgelenkt sind. Es gab zwei »deutsche« Mannschaften bei dieser WM. Deutschland war ein geteiltes Land mit zwei Staaten, der BRD und der DDR, getrennt durch eine Mauer und einen Todesstreifen. Wer versuchte, von Ost nach West zu fliehen, begab sich in Lebensgefahr. Wer geschnappt wurde, kam für mehrere Jahre ins Gefängnis. Vor diesem Hintergrund kam es während der Weltmeisterschaft zum ersten Aufeinandertreffen der beiden Fußball-Nationalmannschaften: Bundesrepublik Deutschland-Deutsche Demokratische Republik. Ein historisches Spiel, eine sportliche Auseinandersetzung der Klassenfeinde. Zwar schienen sich beide Staaten durch die Ostpolitik Willy Brandts anzunähern, doch dann der Paukenschlag: Am 24. April 1974 wurde Günter Guillaume verhaftet, der Spion im Kanzleramt. Fast 20 Jahre hatten er und seine Frau Christel als DDR-Agenten in der BRD gelebt, jetzt wurden sie enttarnt und verhaftet, wenige Wochen vor der WM. Willy Brandt trat zurück.

Plauen, Samstag, 16. November,13.30 Uhr / Hof, Sonntag, 17.November,13.30 Uhr

Pierre Boom (Journalist, Autor, Sohn des Spionageehepaares Günter und Christel Guillaume), Thomas von Fritsch (Zeitzeuge), Dr. Sabine Kuder (Leiterin des Arbeitsbereichs Public History der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur)

SCHWARZE GESCHÄFTE – HONECKERS TECHNOLOGIESCHMUGGLER (45 Minuten), DOKUMENTARFILM (2018)

Regie: Hans Sparschuh, Rainer Burmeister / Produktion: Heimatfilm GbR, RBB / Filmpräsentation in Kooperation mit der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Im Laufe der Jahrzehnte war nahezu die Hälfte der im »Operationsgebiet« tätigen DDR-Spione mit der Beschaffung wissenschaftlicher und technischer Spitzenprodukte beschäftigt. Der SED-Führung ging es in erster Linie um das wirtschaftliche Überleben im Ganzen. Westliches Know-How wurde aber auch für den Machterhalt im Inneren genutzt. Insbesondere Mielkes Überwachungsimperium wurde mit westlicher Spitzentechnologie hochgerüstet. Für diesen Auftrag schuf das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) schon 1966 den Bereich “Kommerzielle Koordinierung”, abgekürzt KoKo. Leiter des Imperiums war Alexander Schalck-Golodkowski. Der Film beschreibt detailliert, wie und mit welchen Mitteln es dem MfS gelingen konnte, trotz Sanktionen nahezu 40 Jahre lang Hochtechnologie im Westen zu beschaffen.

Hof, Samstag, 16. November, 17 Uhr / Plauen, Sonntag, 17. November, 17 Uhr

Jörg Peine-Paulsen (externer Hochschuldozent), Dr. Andreas H. Apelt (Deutsche Gesellschaft e.V.)

TERRA X HISTORY: DDR Herbst 89 – STIMMEN DER REVOLUTION (45 Minuten), DOKUMENTARFILM (2024)

Regie: Mario Sporn / Produktion: ZDF / Eine Veranstaltung der Stiftung »Orte der deutschen Demokratiegeschichte«.

Die entscheidenden Tage in der DDR im Herbst 1989. Von der Prager Botschaft am 30. September über den von der Staats- und Parteispitze mit großem Pomp begangenen 40. Jahrestag der DDR, an dem auch in Plauen zehntausende Menschen auf die Straße gingen, bis hin zur Leipziger Montagsdemo am 9. Oktober. Unkommentiert, nur mit Originalfilm- und Tonmaterial – aus den Bildern von TV-Kameraleuten und Amateurfilmern sowie Funksprüchen und Telefonaten von DDR-Staatssicherheit und Volkspolizei entsteht ein faszinierendes Bild dieser zehn Tage, in der es auf Messers Schneide stand, ob die Revolution friedlich bleiben würde.

Plauen, Sonntag, 17. November, 13.30 Uhr / Hof, Sonntag, 17. November, 17 Uhr

Mario Sporn (Regisseur), Dr. Kai-Michael Sprenger (Direktor der Stiftung »Orte der deutschen Demokratiegeschichte«) in Plauen: Gerd Naumann (Historiker), Dr. Kai-Michael Sprenger wird im Rahmen der Veranstaltung in Plauen dem Oberbürgermeister, Steffen Zenner, die Plakette „Ort der Demokratiegeschichte“ überreichen.

TOD IM STASIKNAST – WARUM STARB MATTHIAS DOMASCHK? (30 Minuten), DOKUMENTARFILM (2006)

Regie: Andreas K. Richter, Tom Franke / Produktion: armadaFilm UG / Filmpräsentation in Kooperation mit der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Am 12. April 1981 starb Matthias Domaschk unter ungeklärten Umständen in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in Gera. Sein Tod verunsicherte die Oppositionsbewegung der DDR, wirkte zugleich aber wie ein Fanal für weiteres Engagement und radikalisierte die Bereitschaft zu politischem Widerstand. In der Dokumentation erzählen Freunde wie Weggefährten von der gemeinsamen Zeit mit Matthias Domaschk und schildern aus eigenem Erleben, unter welchen Umständen sie aufwuchsen und zunehmend in Opposition zur SED-Diktatur gerieten. Archivmaterialien und private 8mm-Filme gestatten einen exemplarischen Einblick in die Lebenswelt rebellierender Jugendlicher in der DDR der 1970er und 1980er Jahre. Es waren nicht die langen Haare, die Jeans und die Art zu tanzen – hinter den Aufnahmen steckt mehr: Junge Menschen, die für ihr Recht auf Meinungsfreiheit und Menschenrechte, auf Freiheit und Demokratie eintraten.

Hof, Montag, 18. November,11 Uhr / Plauen, Montag, 18 November,15 Uhr

Hof: Peter Wensierski (Autor), Plauen: Dr. Helmut Müller-Enbergs (Adj-Prof. der Syddansk Universitet Daenemark), Gerd Naumann (Historiker)

NACH DRÜBEN – OSTSTARS WECHSELN DIE SEITEN (43 Minuten), DOKUMENTARFILM (2019)

Regie: Michael Rauhut, Tom Franke / Produktion: armadaFILM UG / Filmpräsentation in Kooperation mit der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Die Dokumentation konzentriert sich auf den Bereich Rock- und Popmusik und rückt beispielhaft die Biografien von drei Zeitzeugen in den Mittelpunkt. Die Sängerin Veronika Fischer pendelte mit einem Dauervisum zwischen den beiden Teilen Deutschlands, bis sie sich 1981 konsequent für den Westen entschied. Reiner Schöne, Sänger, Schauspieler und Musicalstar, flüchtete 1968 nach West-Berlin und siedelte später in die USA über. Dietrich Kesslers Gruppe »Magdeburg« stellte 1981 einen kollektiven Ausreiseantrag, weil sie von den Medien kaltgestellt worden war und keine Zukunft mehr in der DDR sah. Der Bandleader wurde inhaftiert und 1984 von der Bundesrepublik freigekauft. Der Film greift außerdem die Geschichte der Gruppe »Renft« sowie die Ausbürgerung von Wolf Biermann und Nina Hagen auf. Die Kommentare des Musikwissenschaftlers Prof. Peter Wicke und der ehemaligen Rundfunkredakteure Olaf Leitner (RIAS) und Wolfgang Martin (DT 64) ordnen die Erinnerungen zeithistorisch ein.

Dietrich Kessler und Eberhard Klunker werden die Veranstaltung zusätzlich musikalisch umrahmen.

Hof, Montag, 18. November, 17 Uhr / Plauen, Dienstag, 19. November, 17 Uhr

Dietrich Kessler (Zeitzeuge, Musiker, Musikverleger), Eberhard Klunker (Zeitzeuge, Musiker), Hartmut Rüffert (DDR-Oppositioneller)

DIE SPIONINNEN – IM DIENST DER DDR (32 Minuten), DOKUMENTARFILM (2023)

Regie: Lena Breuer / Produktion: WDR

Lilli Pöttrich, 1954 geboren, ist mitten im Jurastudium und überzeugte Kommunistin, als sie mit 22 von der Stasi angeworben wurde. Die Studentin ändert ihr komplettes Leben, richtet es vollständig auf die Agentinnentätigkeit aus – mit Erfolg. Sie beginnt mit Berichten über ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen, 1983 startet ihre Diplomatinnen-Laufbahn im Auswärtigen Amt in Bonn. Alles wird von der Staatssicherheit minutiös geplant: geheime Treffen mit Führungsoffizieren, Materialbeschaffung und immer wieder Reisen in den Osten – das Doppelleben ist Lilli Pöttrichs Alltag. Bis 1993, also auch noch nach dem Fall der Mauer, kann sie ihre Diplomatinnentätigkeit aufrechterhalten. Erst durch den Fund der sogenannten Rosenholz-Dateien wird sie enttarnt und zu zwei Jahren Bewährungsstrafe verurteilt. Heute lebt Lilli Pöttrich in Wien – ihre Spionagetätigkeit gehöre zu ihr, sagt die 70-Jährige – heute sei die Welt aber eine andere.

Plauen, Montag, 18. Novmber, 19.30 Uhr / Hof, Dienstag, 19. November, 17 Uhr

Lilli Pöttrich (Spionin), Dr. Helmut Müller-Enbergs (Adj-Prof. der Syddansk Universitet, Daenemark)

34 JAHRE DEUTSCHE EINHEIT – WAS HABEN WIR AUS DER FREIHEIT GEMACHT? – GESPRÄCHSRUNDE

Mit: Joachim Gauck, Bundespräsident a.D. und Thomas Baumann, ehemaliger ARD Chef-Redakteur

Joachim Gauck wird am 24. Januar 1940 in Rostock geboren. Nach dem Abitur studiert er Theologie. 25 Jahre lang steht er im Dienst der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs und arbeitet viele Jahre als Pastor – die längste Zeit in Rostock. Schon als Jugendlicher tritt Joachim Gauck in Opposition zur Diktatur in der DDR. Während der Friedlichen Revolution ist er Mitinitiator der kirchlichen und politischen öffentlichen Protestbewegung in Rostock. 1990 wird er Abgeordneter der ersten frei gewählten Volkskammer und am 3. Oktober 1990 zum Sonder- bzw. Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR berufen. Seine zweite Amtszeit endet im Jahr 2000. Von 2003 bis 2012 ist er Bundesvorsitzender der Vereinigung »Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.«, die sich der historischen Erinnerungsarbeit mit dem konkreten Einsatz für die Demokratie verschrieben hat. Am 18. März 2012 wählt die Bundesversammlung Joachim Gauck zum elften Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland. Seine Amtszeit endet am 18. März 2017. Für sein Wirken wurde Joachim Gauck mit zahlreichen Ehrungen und Preisen ausgezeichnet.

Einer, der den Niedergang des SED-Regimes und den Prozess der Deutschen Einheit in unterschiedlichen Funktionen miterlebt und mitgestaltet hat, ist der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck. Mit ihm wird der aus Hof stammende Journalist Thomas Baumann 35 Jahre nach dem Fall der Grenzen und 34 Jahre nach der staatlichen Einheit über den Begriff der »Freiheit« sprechen. Was haben wir aus der neu erstrittenen Freiheit gemacht?

Plauen, Mittwoch, 20. November, 17 Uhr

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