Auerbach im Aufbruch? Unilever und EAO investieren und wachsen

Auerbach im Vogtland steht exemplarisch für die demografische Entwicklung vieler ländlicher Regionen Ostdeutschlands. Seit der Wende hat die Stadt einen deutlichen Bevölkerungsrückgang erlebt: Zählte Auerbach um 1990 noch über 25.000 Einwohner, so sind es heute nur noch etwa 17.700.

Hauptursachen sind niedrige Geburtenraten und die Abwanderung junger Menschen. In den vergangenen Jahren verließen viele insbesondere aus beruflichen Gründen die Region; gleichzeitig sorgte ein historisches Geburtentief für eine zunehmend überalterte Bevölkerung.

Ob dieser Entwicklung ist der Arbeitsmarkt vor Ort noch relativ stabil. Die Arbeitslosenquote bewegt sich mit etwa 4 Prozent in einem moderaten Bereich und liegt damit ähnlich oder sogar leicht unter dem sächsischen Durchschnitt. Gleichwohl ist der Fachkräftemangel zu spüren. Vor diesem Hintergrund sind neue Investitionen und Arbeitsplätze von großer Bedeutung – sie bieten Perspektiven insbesondere für junge Menschen und Rückkehrer, die in ihrer Heimat wieder Zukunftschancen sehen könnten.

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Unilever Auerbach: Millioneninvestition für neue Perspektiven

Einer der größten Arbeitgeber in Auerbach ist Unilever, die seit über 70 Jahren Lebensmittel produzieren. Am Standort – bekannt als Knorr-Werk Auerbach – werden vor allem Tütensuppen, Saucen und Fertiggerichte der Marke Knorr hergestellt. Anfang 2024 sorgte jedoch die Ankündigung eines Stellenabbaus für Unruhe: Bis zu 80 Jobs (von insgesamt rund 175 Stellen) sollten gestrichen werden.

Nach Protesten der Belegschaft und Verhandlungen mit Unterstützung der Politik folgte dann die Kehrtwende: Unilever stellte ein Zukunftskonzept vor, das den Standort dauerhaft sichern und modernisieren soll. Kern der Pläne ist ein Millionen-Investitionsprogramm, mit dem das Auerbacher Werk bis 2026 zu einem „Kompetenzzentrum für Snackprodukte und Schnellgerichte“ ausgebaut wird.

Konkret investiert der Konzern etwa 10 Mio. Euro in neue Technologien und Anlagen, darunter eine zusätzliche Fertigungslinie für „Snack-Pot“-Produkte (Bechergerichte, die sich in wenigen Minuten mit heißem Wasser zubereiten lassen). Diese neue Produktionslinie soll im zweiten Halbjahr 2025 in Betrieb gehen.

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Foto: Archiv – Unilever Produktion

Durch die Neuausrichtung kann der geplante Personalabbau deutlich reduziert werden: Statt 80 Arbeitsplätzen fallen nun nur 40 Stellen weg. Betriebsratschef Mario Schädlich sprach von einer „freudigen Nachricht für alle, dass es jetzt bei uns weitergeht“. Mit der Investition und der neuen Maschine sei das Werk nun „gut für die Zukunft aufgestellt“.

Auch Auerbachs Bürgermeister Jens Scharff zeigte sich kürzlich gegenüber der Presse erleichtert: „Die Planungen und Investitionen in die Weiterentwicklung des Werkes haben mich überzeugt. Unser Einsatz für den Standort und damit für die Beschäftigten in der Region hat sich ausgezahlt. Auerbach bleibt auch in Zukunft ein bedeutender Faktor in der Lebensmittelindustrie und der größte Arbeitgeber im produzierenden Bereich in unserer Stadt“.

EAO Auerbach baut Entwicklungszentrum: 150 neue Arbeitsplätze entstehen

Nicht minder bedeutend ist die expansive Investition der EAO Auerbach. Das Schweizer Unternehmen EAO, spezialisiert auf industrielle Schalter und Bedienelemente, betreibt seit einigen Jahren ein Werk im Auerbacher Industriegebiet Rebesgrün. Im August 2024 kündigte Werkleiter Pierre Rey an, dass EAO in den kommenden Jahren einen neuen Fertigungshallen-Komplex errichten und zahlreiche Unternehmensbereiche aus dem Ausland nach Auerbach verlagern wird.

So soll schrittweise Wertschöpfung aus der Schweiz an den Vogtland-Standort verlegt und die Logistik für Europa hier zentralisiert werden. Damit verbunden ist ein enormer Personalaufbau: Aktuell beschäftigt EAO in Auerbach rund 105 Mitarbeiter; bis 2027 soll die Belegschaft um über 150 zusätzliche Arbeitsplätze wachsen.

EAO: Globaler Anbieter mit Tradition

EAO wurde 1947 im Schweizer Ort Olten gegründet und hat sich zu einem weltweit führenden Hersteller von Human-Machine-Interface (HMI)-Produkten entwickelt. Zum Portfolio zählen hochwertige industrielle Schalter, Taster, Tastaturen und komplette Bedienmodule für Maschinen, Fahrzeuge und Anlagen. Heute beschäftigt EAO weltweit über 600 Mitarbeiter. Neben dem Hauptsitz und Werk in der Schweiz unterhält EAO Produktionsstandorte in Deutschland, Nordamerika und China sowie Vertriebsniederlassungen in über 50 Ländern. Viele europäische Automobilhersteller und Unternehmen des öffentlichen Verkehrs nutzen EAO-Produkte.

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Nach 20 Jahren Krieg, Krise und dem Großenganzen journalistisch in das beschauliche Vogtland gewechselt. Ein Momentesammler und Geschichtenerzähler. Neugierig, nahe an den Menschen und manchmal ein bisschen frech. :) Folge mir doch auf X (ehemals Twitter)