Im Vogtland mehren sich Berichte über eine perfide Betrugsmasche, die vor allem ältere Menschen ins Visier nimmt. Offizielle Warnungen der Polizei Sachsen und der Kriminalpolizei zeichnen das Bild einer raffinierten Methode, bei der Opfer über vermeintliche Online‑Finanzberater zu Kryptowährungsinvestments verleitet werden – oft mit verheerenden finanziellen Folgen. Ein tragischer Fall in Plauen, bei dem ein Rentner rund 95.000 Euro verlor, unterstreicht die Dringlichkeit, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Die Masche: Wie der Krypto-Betrug abläuft
Die Täter nutzen eine Mischung aus technischem Know-how und psychologischer Manipulation. Laut Polizeiberichten werden Opfer zunächst über Werbung in sozialen Medien, gefälschte Investmentplattformen oder sogar Kontaktbörsen wie LinkedIn oder Dating-Apps angesprochen. Lockmittel sind unrealistisch hohe Renditeversprechen, oft verbunden mit gefälschten Testimonials von Prominenten oder scheinbaren Erfolgsgeschichten anderer Anleger.
Im Fall des Rentners lockte eine Internetanzeige, in der ein bekannter Influencer angeblich sein „Geheimnis für schnellen Reichtum“ preisgab. Der Mann eröffnete ein Konto bei einer unseriösen Kryptobörse und überwies über Monate hinweg Geld auf ausländische Konten – ahnungslos, dass die Plattform manipuliert war und die Täter die Charts nach Belieben steuerten.
Ein weiteres Opfer aus Zwickau wurde via Messenger-App kontaktiert: Die Betrüger inszenierten ein „Spiel mit Nebenverdienst“, überredeten den 58-Jährigen schließlich zu Krypto-Investitionen und leiteten sein Geld über Wallet-Apps ins Ausland weiter.
Regionale Fälle: Vom Enkeltrick bis zu Deepfakes
Nicht nur Krypto-Scammer sind aktiv. Im Vogtland häufen sich auch klassischere Methoden wieder:
- Klingenthal: Eine Seniorin überwies 25.000 Euro an angebliche Beamte, die unter dem Vorwand einer „Kaution für ihren unfallbeteiligten Sohn“ kontaktierten. Die Täter nutzten echte Familiennamen, um Vertrauen zu schaffen.
- Neustadt: Ein Ehepaar erlaubte vermeintlichen Bankmitarbeitern per Fernwartungssoftware Zugriff auf ihren PC – danach fehlten 20.000 Euro vom Konto.
- Reichenbach: Bei einer Präventionsveranstaltung warnte die Polizei kürzlich vor „Deepfake“-Videos, in denen Prominente Krypto-Investitionen empfehlen.
Psychologische Tricks: Warum Ältere besonders gefährdet sind
Die Täter setzen auf emotionale Manipulation und Autoritätsillusion:
- Vertrauensaufbau: Durch lange Gespräche, scheinbar seriöse Plattformen oder das Verwenden realer Daten (z. B. Namen von Angehörigen).
- Druck und Dringlichkeit: „Nur heute 30 % Bonus!“ oder „Ihr Konto wurde gehackt – handeln Sie sofort!“.
- Soziale Isolation: Opfer werden aufgefordert, niemandem von den „Geheiminvestitionen“ zu erzählen.
Ältere Menschen sind aufgrund geringerer Digitalkompetenz und oft einsamer Lebenssituationen prädestinierte Ziele. Zudem verfügen sie häufiger über Ersparnisse, die für Betrüger lukrativ sind.

Stimmen der Betroffenen
Der Plauener äußerte sich Berichten nach verzweifelt: „Ich dachte, ich sorge für meine Rente. Jetzt ist alles weg.“ Eine Frau aus Altenburg, die via Dating-App 80.000 Euro verlor, betont: „Er hat monatelang mein Vertrauen missbraucht. Ich schäme mich, nicht früher misstraut zu haben“
Internationale Dimension: Ein globales Phänomen
Ähnliche Maschen wurden zuletzt in ganz Europa und den USA gemeldet. Europol warnt vor sogenannten „Pig Butchering“-Scams: Opfer werden in Dating-Apps kontaktiert, über Wochen emotional gebunden und schließlich zu vermeintlich sicheren Krypto-Investitionen überredet 8. In Asien sind solche Betrugsnetzwerke oft organisiert, mit Callcentern in Ländern wie Myanmar oder Laos.
Schutzmaßnahmen: Tipps von Polizei und Experten
Die Polizei Sachsen und IT-Experten raten:
- Immer prüfen: Seriöse Anbieter haben ein vollständiges Impressum und sind bei der BaFin registriert.
- Keine Fernzugriffe erlauben: Programme wie AnyDesk oder TeamViewer nie bei unbekannten Kontakten installieren.
- Skeptisch bei Gewinnversprechen: „Hohe Rendite ohne Risiko“ gibt es nicht – schon gar nicht bei ausländischen Konten.
- Daten schützen: Keine Ausweiskopien versenden und Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzen.
- Beratung einholen: Bei Unsicherheit die Hausbank oder Verbraucherzentrale kontaktieren.
Die Polizei appelliert: „Fragen Sie nach, googeln Sie Anbieter, und legen Sie im Zweifel einfach auf.“ Denn im Kampf gegen die Fallensteller zählt jede Sekunde, in der ein Anruf nicht beantwortet oder ein Link nicht geklickt wird.”””
Nach 20 Jahren Krieg, Krise und dem Großenganzen journalistisch in das beschauliche Vogtland gewechselt. Ein Momentesammler und Geschichtenerzähler. Neugierig, nahe an den Menschen und manchmal ein bisschen frech. :) Folge mir doch auf X (ehemals Twitter)