Titelfoto: Stephanie Rössel – Wladimier Kaminer am Donnerstag im Malzhaus
Wenn Wladimir Kaminer auf der Bühne steht, ist eines sicher: Es wird gelacht. Auch bei seinem jüngsten Auftritt bewies der gebürtige Moskauer, dass er nicht nur Bestseller schreiben, sondern auch sein Publikum bestens unterhalten kann. Sein aktuelles Buch führte ihn eigentlich durch die kulinarischen Welten Europas – doch schnell wurde klar, dass wohl mehr getrunken als gegessen wird. Schon mit den ersten Anekdoten hatte er die Gäste am Donnerstagabend im Plauener Malzhaus auf seiner Seite.
Drei Jahre nach dem letzten Vogtland-Besuch wieder ausverkauft
Es ist einige Jahre her, dass der Autor zuletzt im Vogtland auftrat, doch die Begeisterung ist ungebrochen. Wieder war der Abend restlos ausverkauft, wieder fanden sich viele Fans unter den Gästen, die ihn bereits seit seinem ersten Auftritt begleiten. Kein Wunder, denn wer den Schriftsteller kennt, weiß: Eine Wladimir Kaminer Lesung ist weit mehr als eine klassische Buchvorstellung.

Er beginnt harmlos, doch dann redet er sich in Rage. Er springt von einem Thema zum nächsten, erzählt voller Energie, schweift ab – und irgendwann biegen sich die Zuhörerinnen und Zuhörer vor Lachen. Mal halten sie sich den Bauch, mal klopfen sie sich auf die Schenkel. Und wenn dieser Moment gekommen ist, hat Kaminer leichtes Spiel.
Walpurgisnacht, Drecksaufest und kulinarische Abenteuer
Auch dieses Mal hatte der gebürtige Moskauer Erlebnisse im Gepäck, die skurriler kaum sein könnten. Besonders in Erinnerung blieben die Geschichten über die Walpurgisnacht und das legendäre Drecksaufest. Er berichtete von Frauen auf Besen, die mit Kräuterschnaps angetrieben wurden, und von Menschen, die sich voller Hingabe in Schlammlöchern wälzen.
Doch nicht nur wilde Feste fanden Platz in seinem Erzählfluss – auch kulinarische Eskapaden wurden thematisiert. Nicht alle Reisen durch Europas Küchen bescherten seinem Gaumen Glücksgefühle, wie er mit einem Augenzwinkern erzählte.

Familiengeschichten, Selbstironie und unzählige Bücher
Bekannt für seine humorvolle Selbstironie, nahm Kaminer wie gewohnt nicht nur sich selbst aufs Korn, sondern auch seine Familie und all die Menschen, die ihm im Alltag begegnen. Und während er scheinbar unaufhörlich Anekdoten erzählt, veröffentlicht er gleichzeitig in rasantem Tempo neue Bücher. Die lange Buchreihe, die für den Abend auf geschlichtet wurde, ließ keinen Zweifel daran.
Mehr über den Schriftsteller HIER. Ein Interview mit Wladimir Kaminer beim Vogtlandstreicher – “Warum Wladimir Kaminer an einem Kuhschwanz ziehen möchte” – HIER.
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