Rasche Ausbreitung der Blauzungenkrankheit – Veterinäramt Hof empfiehlt Impfung

Titelbild: Von Fourrure | CC BY-SA 2.0 – Blauzungenkrankheit beim Rind
Derzeit breitet sich die Blauzungenkrankheit (Blue-Tongue-Virus BTV) rapide in Tierbeständen in Deutschland aus. Die Krankheit, verursacht durch das Blauzungenvirus-Serotyp 3 (BTV-3), gelangte von den Niederlanden nach Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen und hat mittlerweile auch Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg erreicht. Diese bedrohliche Entwicklung alarmiert sowohl Tierhalter als auch Behörden, weshalb jetzt verstärkt zu einer Impfung gegen Blauzungenkrankheit geraten wird.

Hohe Sterblichkeitsrate bei Schafen durch das Blauzungenvirus

Das Blauzungenvirus, das vor allem Wiederkäuer wie Schafe, Ziegen und Rinder betrifft, führt insbesondere bei Schafen zu einem schweren Krankheitsverlauf mit hoher Sterblichkeitsrate. Das Veterinäramt Hof betont, dass die Krankheit nicht nur großes Tierleid verursacht, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Verluste nach sich ziehen kann. Da das Virus durch Stechmücken übertragen wird, steigt die Gefahr einer weiteren Verbreitung, besonders in den Sommermonaten.

Blauzungenkrankheit beim Yak
Foto: Axel Mauroy – Auch Yaks betroffen
Impfempfehlung für Tierhalter in Deutschland

Aufgrund des schnellen Vormarschs der Blauzungenkrankheit Richtung Süden Deutschlands empfiehlt das Veterinäramt Hof dringend, auch in unserer Region ansässige Tierhalter ihre Tierbestände impfen zu lassen. Eine Impfung gegen das Blauzungenvirus ist freiwillig und wird vom Friedrich-Löffler-Institut dringend empfohlen. Diese Maßnahme wird zudem von der bayerischen Tierseuchenkasse bezuschusst, was Tierhaltern eine finanzielle Entlastung bietet.

Blauzungenkrankheit Rind
Foto: Von Fourrure | CC BY-SA 2.0 – Blauzungenkrankheit beim Rind
Durchführung und Verfügbarkeit der Impfung

Die Impfung gegen das Blauzungenvirus muss von einem praktizierenden Tierarzt durchgeführt werden. Derzeit stehen in Deutschland drei verschiedene Impfstoffe zur Verfügung, deren Einsatz offiziell per Verordnung genehmigt wurde. Der Landkreis Hof hat bereits im Juni 2024 eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen, um die Verbreitung der Blauzungenkrankheit in der Region einzudämmen.

Werbung

Werbebung rPartnerprogramm

Keine Gefahr für Menschen und tierische Produkte

Für Menschen ist die Blauzungenkrankheit ungefährlich. Auch der Verzehr von tierischen Produkten wie Milch und Fleisch ist bedenkenlos möglich, selbst wenn die Tiere mit dem Virus infiziert waren.

Aktuelle Informationen zur Ausbreitung

Zur weiteren Information stellt das Friedrich-Löffler-Institut eine Karte zur Verfügung, die die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit in Deutschland seit dem 1. Mai 2024 veranschaulicht. Diese Karte ist auf der Website des Instituts einsehbar und bietet eine Übersicht über die aktuellen Ausbrüche.

Die Blauzungenkrankheit, auch bekannt als Bluetongue oder Maulkrankheit, ist eine virale Infektionskrankheit bei Wiederkäuern wie Schafen, Rindern und Ziegen. Der Name leitet sich von einem typischen Symptom ab, bei dem sich die Zunge der betroffenen Tiere bläulich verfärbt. Für Menschen besteht keine Ansteckungsgefahr, sodass Fleisch- und Milchprodukte sicher konsumiert werden können.

Der Erreger: Das Blauzungenvirus (BTV)
Die Krankheit wird durch das Blauzungenvirus (BTV), ein unbehülltes doppelsträngiges RNA-Virus, verursacht. Bislang sind mindestens 24 verschiedene Serotypen bekannt, die unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Der Serotyp BTV-8 ist seit 2006 in Mitteleuropa verbreitet, während Serotyp BTV-1 seit 2008 in Südwestfrankreich vorkommt. Im Oktober 2023 wurde erstmals der Serotyp BTV-3 in Deutschland nachgewiesen.

Bluetongue Virus
Foto: Von Toussaint J-F, Sailleau C, Mast J, Houdart P, Czaplicki G, Demeestere L, et al. Bluetongue in Belgium, 2006. Emerg Infect Dis [serial on the Internet]. 2007 Apr [cited 2007-05-01]

Verbreitung durch Mücken
Das Virus wird hauptsächlich durch Mücken der Gattung Culicoides übertragen. In Mitteleuropa sind etwa ein Dutzend Arten, darunter Culicoides obsoletus und Culicoides dewulfi, als Vektoren bekannt. Diese Mückenarten spielen eine zentrale Rolle bei der Verbreitung der Tierseuche.

Erster Ausbruch von BTV-3 in Deutschland
Am 12. Oktober 2023 wurde der erste Fall von BTV-3 in Deutschland festgestellt. Seitdem kam es zu weiteren Ausbrüchen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Hessen. Diese Ausbreitung führte dazu, dass der BT-freie Status dieser Bundesländer sowie des Bundeslandes Bremen ausgesetzt wurde. Das restliche Bundesgebiet bleibt weiterhin BT-frei.

Anstieg der BTV-3-Fälle im Jahr 2024
Im Juli 2024 stiegen die Nachweise von BTV-3 in Deutschland erheblich an, mit über 800 Fällen bis zum 29. Juli. Es wird erwartet, dass die Zahl der Fälle und betroffenen Betriebe im weiteren Verlauf des Jahres weiter zunimmt. Besonders Schafe, aber auch Rinder, zeigen typische klinische Symptome.

Eilverordnung zur Anwendung von BTV-3-Impfstoffen
Um die Seuche einzudämmen, wurde eine Eilverordnung zur Anwendung von BTV-3-Impfstoffen der Firmen SYVA S.A., Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH und CZ Vaccines S.A.U. erlassen. Diese Impfstoffe sind aktuell noch nicht zugelassen und somit für die Erleichterung des Handels von geimpften Tieren in BT-freie Gebiete nicht anwendbar. Die Impfstoffe sollen jedoch die Krankheitssymptome und die Viruslast nach einer Infektion reduzieren, bieten aber keinen vollständigen Schutz.

Begrenzte Wirksamkeit der Impfung
Trotz der sicheren Anwendung der Impfstoffe in den Niederlanden, bleibt die Wirksamkeit eingeschränkt. Geimpfte Tiere können weiterhin klinisch erkranken und sogar sterben, wobei die Krankheitsverläufe milder sind als bei ungeimpften Tieren. Es ist unklar, ob Tiere, die nur einmal geimpft wurden oder die vor dem Aufbau eines ausreichenden Immunschutzes infiziert wurden, ein höheres Risiko trage
n.

Empfehlungen zur Grundimmunisierung
Das Nationale Referenzlabor empfiehlt, insbesondere Schafe durch eine zweimalige Impfung im Abstand von 3-4 Wochen zu immunisieren. Studien deuten darauf hin, dass eine einmalige Impfung keine ausreichende humorale Immunantwort hervorruft. Weitere Studien sollen den Impferfolg nach einmaliger und zweimaliger Anwendung untersuchen.

Handel mit geimpften Tieren weiterhin eingeschränkt
Aufgrund der möglicherweise eingeschränkten Wirksamkeit der Impfstoffe sind keine Handelserleichterungen für geimpfte Tiere zu erwarten. Die geltenden Vorschriften, wie die Repellentienbehandlung und PCR-Freitestung, müssen weiterhin bei der Verbringung von Tieren aus den betroffenen Gebieten beachtet werden.

Nachrichten Vogtland
+ posts

Nach 20 Jahren Krieg, Krise und dem Großenganzen journalistisch in das beschauliche Vogtland gewechselt. Ein Momentesammler und Geschichtenerzähler. Neugierig, nahe an den Menschen und manchmal ein bisschen frech. :) Folge mir doch auf X (ehemals Twitter)