Als er am Mittwochabend kopfüber im Raumanzug auf die Bühne schwebte, war klar: Hier geht’s nicht einfach um Musik. Es geht um Show, Charisma, Chaos – und um einen Mann, der sich selbst am liebsten in XXL inszeniert. Robbie Williams, einer der schillerndsten Sterne am britischen Pop-Himmel, stand da und alle waren gekommen, um ihn zu sehen.
Eigentlich war sofort klar, wer an diesem Abend zur Red Bull Arena in Leipzig strömte. Frauen zwischen 40 und 50, oft mit der besten Freundin an der Seite oder mit einem Partner, der wahrscheinlich weniger wegen der Musik, sondern eher aus Liebe mitkam.
Für den Ticketpreis musste man wirklich Fan sein, denn musikalisch war das Konzert nicht unbedingt ein Dauerfeuer. Doch das schien kaum jemanden zu stören. Stattdessen klebten die Zuschauer an seinen Lippen – ob er von traurigen Familienmomenten erzählte oder sein liebstes deutsches Wort „Scheiße“ mit breitem Grinsen ins Mikro sprach.
Vom Boyband-Rebell zum gefeierten Superstar
Seine Karriere begann in den 1990er Jahren mit Take That, wo er schnell zum Rebell mit Charisma avancierte. Der Ausstieg 1995 war mutig – und ein Meilenstein. 1997 gelang ihm mit dem Album Life Thru a Lens und der Hymne „Angels“ der Solodurchbruch. Danach folgten „Let Me Entertain You“, „Rock DJ“, „Feel“ und „Millennium“ – Songs, die ganze Generationen begleiteten.
Heute gehört Williams mit über 85 Millionen verkauften Tonträgern und 14 Nummer-1-Alben in Großbritannien zu den erfolgreichsten Musikern Europas. 18 Brit Awards sprechen für sich – ein Rekord, den ihm niemand streitig macht. Musikalische Ausflüge in den Swing verhalfen ihm zu neuen Fans. Und als er 2010 mit Take That zurückkehrte, wurde das Album ein Schnellbrenner und die Tour die umsatzstärkste aller Zeiten.
Titelfoto & alle Fotos von Stephanie Rössel
Publikumsnähe statt Setlist-Pflicht
Über 40.000 Menschen versammelten sich in der Arena in Leipzig. Die Bühne gigantisch. Die Lichter choreografiert bis ins kleinste Detail. Seine Outfits vom roten Glitzer-Sportdress bis zum pinken Anzug ein Blickfang.
Natürlich sang er einige seiner Hits – doch oft nur in Auszügen, wenige Zeilen, mal ein Refrain. Stattdessen viele Cover, von Bon Jovi bis Frank Sinatra war alles dabei. Gesanglich ließ er das Publikum viel selbst übernehmen – und setzte stattdessen auf etwas, das er inzwischen wie kein Zweiter beherrscht – Fannähe. Immer wieder ging er zu den ersten Reihen, suchte sich Frauen aus um nach dem Name zu fragen, die vermutlich stundenlang ihre Hände nicht mehr waschen wollten, nachdem Robbie sie berührt hatte.
Der selbsternannte “King of Entertainment” spielt mit seinem Image
„Ich möchte der erfolgreichste Künstler der Welt sein“, rief er – und keiner zweifelte daran, dass er es ernst meinte. Auf seinen Fanshirts prangt „The world’s nicest narcissist“ – und genau mit diesem Image spielt er. Mit einem Augenzwinkern, einem charmanten Lächeln und der Gewissheit, dass ihn das weibliche Publikum vergöttert.
Das Konzert wurde so zum spielerischen Selbstläufer. Zwei Stunden Unterhaltung pur – weniger Musikshow, mehr Robbie-Show. Und es funktionierte.
Zugaben, Gänsehaut und Handylichter: Robbie Williams versöhnt mit „Feel“ und „Angels“
Als die Dunkelheit sich über das Stadion legte, kam der Moment, auf den viele gewartet hatten: „Feel“ und „Angels“ – zwei Klassiker, die sich der Sänger für die Zugaben aufsparte und damit musikalisch versöhnte. Da schmolz dann auch das kritischste Herz zwischen all den Handylichtern.
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