Titelbild: KI-generiert
Am 2. Januar waren in der Region um Klingenthal im Vogtland erneut zwei Erdstöße deutlich zu spüren.
Die Seismologie-Station in Klingenthal registrierte die Beben um 10.30 Uhr und 14 Uhr. Die Erdbebenstärke wurde mit 2,3 und 2,5 auf der Richterskala gemessen. Ein Erdbebenexperte kommentierte: “Für hiesige Verhältnisse ist das ein relativ großes Beben.”
Ursachen und geologische Besonderheiten
Das Vogtland ist bekannt für seine seismische Aktivität. Die Region liegt an der Grenze zwischen der Europäischen und der Eurasischen Platte, was zu Spannungen in der Erdkruste führt. Diese Spannungen entladen sich in Form von Erdbeben.
Infobox: Erdbebenschwarm Vogtland – Ursache und Entwicklungen
In der Geophysik bezeichnet man eine spezielle Art von Erdbebenserien als Erdbebenschwarm oder Schwarmbeben. Dabei kommt es in bestimmten Regionen der Erdkruste innerhalb eines begrenzten Zeitraums zu mehreren Erdbeben. Diese Beben haben in der Regel eine ähnliche Stärke, und ihre Häufung kann von einigen Tagen bis zu etwa einem Jahr andauern.
Häufigkeit von Erdbeben im Vogtland
Der Erdbebenschwarm Vogtland tritt seit dem Jahr 1505 regelmäßig im sächsisch-böhmisch-fränkischen Grenzgebiet auf. Besonders das Egerer Becken, in dem die Städte Cheb und Franzensbad liegen, ist für diese Erdbeben bekannt. Seit 1552 sind Schwarmbeben in der Region historisch gut dokumentiert. Weitere bedeutende Bebenschwärme traten 1626, 1711, 1770, 1824, 1897, 1903 und 1908 auf. Der letzte große Schwarm ereignete sich 1985/86 und umfasste innerhalb von zwei Monaten über 8000 registrierte Beben.
Ursachen des Erdbebenschwarms
Forscher führen die wiederkehrenden Erdbeben im Vogtland auf die vulkanische Vergangenheit der Region zurück. In einer Tiefe von etwa 30 Kilometern befindet sich eine Magmakammer, aus der Fluide wie Wasser und Gase aufsteigen. Diese wandern durch die tektonische Bruchzone, bekannt als Leipzig-Regensburg-Störungszone, und können auf ihrem Weg durch Gesteinsrisse Erdbeben auslösen. Diese Prozesse wirken wie ein Schmiermittel und führen zur Entstehung der Erdbeben.
Aktueller Erdbebenschwarm im Vogtland
Die Epizentren der rund 700 Kleinbeben verlagerten sich von Nový Kostel (Neukirchen) in ein neues Gebiet. Das stärkste Beben in Klingenthal erreichten jetzt eine Magnitude von 2,5, zuweilen ist auch ein Grollen deutlich hörbar. Ein Großteil der Beben liegt im Bereich der Mikroseismizität und wurde nicht angezeigt. Die Beben werden in Tiefen von 2 bis 14 Kilometer gemessen.
Erdbebenmessung und -prävention
Die Erdbebenmessung erfolgt durch Seismographen, die Bodenbewegungen aufzeichnen. In Sachsen gibt es mehrere solcher Stationen, die rund um die Uhr Daten sammeln. Obwohl die Region seismisch aktiv ist, sind stärkere Beben selten. Dennoch ist es wichtig, über Erdbebenprävention informiert zu sein.
Aktuelle klingenthaler Messwerte
Infobox: Verhalten bei Erdbeben
- Ruhe bewahren: Panik vermeiden.
- Schutz suchen: Unter stabilen Möbeln oder in Türrahmen.
- Freie Flächen aufsuchen: Im Freien Abstand zu Gebäuden halten.
- Notruf wählen: Bei Verletzungen oder Schäden.
Glücklicherweise wurden bei den aktuellen Erdbeben in Klingenthal keine Schäden oder Verletzungen gemeldet.
Weitere Forschungsprojekte zur Erdbebenprognose
Um die Mechanismen hinter den Schwarmbeben besser zu verstehen, läuft derzeit ein Projekt der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Dabei wird der Einsatz der Seismohydrologie zur Erdbebenprognose im Vogtland erforscht. An verschiedenen Grundwassermessstellen, wie in Bad Brambach und Bad Elster, werden die Grundwasserstände mit der lokalen Seismizität in Beziehung gesetzt. Nach einem starken Bebenschwarm im Jahr 2011 konnte beispielsweise ein drastischer Rückgang des Grundwasserstandes beobachtet werden, der wertvolle Hinweise auf die Vorgänge in der Erdkruste liefern könnte.
Nach 20 Jahren Krieg, Krise und dem Großenganzen journalistisch in das beschauliche Vogtland gewechselt. Ein Momentesammler und Geschichtenerzähler. Neugierig, nahe an den Menschen und manchmal ein bisschen frech. :) Folge mir doch auf X (ehemals Twitter)